Neue Pläne für Gynäkologie und Kinderklinik

Krankenhaus Eisenhüttenstadt baut ambulante Angebote in Frauenheilkunde und Geburtsstation aus

PRESSEINFORMATION 
Eisenhüttenstadt, 08.12.2023 

Veränderungen im KHEHST

Umwandlung der stationären Geburtshilfe und Frauenheilkunde hin zu ambulanten und sektorenübergreifenden Angeboten // ambulante Versorgungsangebote werden ausgebaut

Die seit dem 01.07.2023 interimsweise geschlossene Klinik für Geburtshilfe am Krankenhaus Eisenhüttenstadt wird in Ihrer ursprünglichen Versorgungsform nicht wieder in Betrieb genommen, stattdessen wird die bisherige stationäre Versorgung der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in ambulante Versorgungsangebote an den Standorten Eisenhüttenstadt und Guben - in enger Kooperation mit stationären Angeboten in der Region - transformiert. Mit den Kliniken in Frankfurt (Oder), Bad Saarow, Forst und Cottbus stehen im Einzugsbereich gut aufgestellte Geburtshilfe-Kliniken zur Verfügung.

Diese Veränderungen hat der Aufsichtsrat der Städtisches Krankenhaus Eisenhüttenstadt GmbH (KHEHST) bereits am 30.11.23 einstimmig beschlossen. Am 05.12.23 wurden die Mitarbeitenden des Krankenhauses von der Geschäftsleitung im Rahmen einer Betriebsversammlung darüber informiert. Allen betroffenen Mitarbeitenden werden im Krankenhaus oder im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Eisenhüttenstadt oder Guben ihrer Qualifikation entsprechende Angebote zur Weiterbeschäftigung unterbreitet.

Hintergrund

Die Zahl der Geburten in der Region ist seit Jahren rückläufig. Diese Entwicklung hängt eng mit den demografischen Veränderungen zusammen, so nahm die Anzahl der Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren im Landkreis Oder-Spree allein in den Jahren von 2011 bis 2021 um ca. 16% ab[1]. Davon betroffen waren auch die Geburtenzahlen im Krankenhaus Eisenhüttenstadt.

Die Auswirkungen des demografischen und strukturellen Wandels in der Region, sowie die über Jahre eingeschränkten Öffnungszeiten des Kreißsaals führten dazu, dass  zuletzt im KHEHST jährlich nur noch 135 Kinder geboren wurden, 2018 waren es noch 318. Hochrechnungen für das Jahr 2021 zeigten, dass im regionalen Einzugsbereich des KHEHST mit jährlich ca. 400 Geburten gerechnet werden konnte[2]. Das aktuelle „Hebammen-Gutachten“ des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz (MSGIV) zeigt jedoch, dass sich der Geburtenrückgang auch bis 2030 weiter fortsetzt, in „berlinfernen Regionen“ werden ca. 17% prognostiziert [3].  So muss man davon ausgehen, dass bezogen auf einen Einzugskreis von 70 km Fahrentfernung zum KHEHST die Anzahl möglicher Geburten nicht mehr als 300 betragen wird, im klinischen Alltag wird der Anteil für KHEHST deutlich darunter liegen[4].

Eine ähnliche Entwicklung beobachten wir seit Jahren im Bereich der stationären Versorgung in der Frauenheilkunde. So wurden in den letzten drei Jahren lediglich durchschnittlich fünf Patientinnen pro Tag stationär versorgt. Damit betrug die Belegungsquote dieser Klinik stets deutlich weniger als 50% der möglichen Belegung. Dieser über Jahre verfestigte Trend ist ein signifikanter Hinweis auf die objektive Versorgungsrelevanz des stationären Versorgungsangebotes in der Region.

Ausblick auf Versorgungsangebote in der Zukunft

Durch die Konzentration der stationären Geburtshilfe und Frauenheilkunde an weniger, in der Nähe gut erreichbaren Standorten, werden sich die Patientinnenzahlen pro Standort vergrößern. Es können sich größere Stationen mit höheren Fallzahlen etablieren. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Stabilisierung einer hohen Versorgungsqualität und Basis diversifizierter Angebote für die Patientinnen und Neugeborenen. Diese Form der Neuorganisation trägt dazu bei, die Krankenhäuser in der Region attraktiver für Patientinnen und auch hochqualifiziertes Personal zu gestalten. Stattdessen wird das KHEHST die ambulante Versorgung für seine Patientinnen ausbauen und stärken. So wird aktuell die Einführung einer zusätzliche Hebammensprechstunden für Geburtsvorbereitung, Vor- und Nachsorge im Mutter-Kind-Zentrum des MVZ Eisenhüttenstadt geprüft.

Dieser Transformationsprozess ist auch im Kontext der bevorstehenden Krankenhausreform zu sehen. Es entspricht der politischen Zielsetzung, sowohl des Bundes als auch der Länder, ambulante, wohnortnahe Versorgungsstrukturen auszubauen. Vor diesem Hintergrund ist der geplante Ausbau des ambulanten Versorgungsangebotes im MVZ, insbesondere im Gebiet der Geburtshilfe und Frauenheilkunde, ein sinnvoller und logischer Schritt.

Im Gegenzug wird am KHEHST mit der Fokussierung auf die Altersmedizin ein nachgefragter, exponentiell steigender Versorgungsbereich in der Region gestärkt. Es wird also nicht einfach das Versorgungsangebot am KHEHST verkleinert und reduziert, sondern bei einer Gesamtbetrachtung sogar durch Konzentration und Spezialisierung verbessert.

Krankenhaus-Geschäftsführer Dr. Thomas Lips: „Wir alle bedauern es sehr, diesen Schritt gehen zu müssen. Aber wir sind uns unserer großen Verantwortung bewusst und werden Frauen und Familien auch künftig eine moderne medizinische Versorgung auf hohem Niveau bieten. Der Ausbau von Kooperationen und gut vernetzter intersektorieller Therapiesteuerung ist ein bedeutender Mehrwert in Versorgungsangeboten. Insgesamt werden unsere Patientinnen, Kinder und Familien davon profitieren.“

Das Krankenhaus Eisenhüttenstadt mit derzeitig 396 Planbetten ist seit 1953 zentraler Gesundheitsversorger für Eisenhüttenstadt und die Region. Zum KHEHST gehören geriatrische und psychiatrische Tageskliniken, die Tagesklinik für Patienten mit chronischen Schmerzen und elf ambulante Haus- und Facharztpraxen im Gesundheitszentrum (MVZ) in Eisenhüttenstadt, Guben und Beeskow.

 


[1] Quelle: Statistisches Bundesamt; Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

[2] Quelle: Nutricia-Milupa-Geburtenliste; „Analyse der stationären Versorgungssituation KHEHST“, Lohfert&Lohfert AG“ 2023

[3] Quelle: https://msgiv.brandenburg.de/msgiv/de/presse/pressemitteilungen/detail/~04-09-2023-vorstellung-hebammengutachten#, abgerufen am 06.12.2023

[4] „Analyse der stationären Versorgungssituation KHEHST“, Lohfert&Lohfert AG 2023